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Sehr geehrter Herr Atta,
meine Anrede mag Sie verwundern, wo ich Ihre Tat doch
verabscheue, Ihren Glaubenshintergrund nicht im Geringsten teile und Sie daher
allein bei den Toten sehe - weder im "Himmel", in den Sie sich in bizarrem,
religiösem Wahn hineinmorden wollten, noch in der Hölle, wo Ihre vielen Opfer
Sie so verständlich hinwünschen mögen.
Doch für einen Moment bilde ich mir ein, Sie noch vor Ihrer Tat zu erreichen -
wie in einer Zeitmaschine, die den
Ablauf der Zeit umkehren und aufheben kann. Und ich bilde mir für einen Moment ein, Sie zu erreichen
durch das ZIVILE Wort, das Sie so monströs missachtet haben. Denn wenn Sie auch
nur im Entferntesten ein berechtigtes Anliegen hatten, Sie hätten es in Worte
fassen können, sei es auf Papier oder einem entrollten Transparent.
Tatsächlich aber spreche ich nicht Sie persönlich an,
sondern jenen Geist, der sich Ihrer bemächtigt hatte.
Einen Geist, den ich vor allem bei Ihren mordenden
"Glaubenskriegern" erkenne, sei es in Algerien, Palästina oder Afghanistan, aber auch bei jenen "Christen" in Nordirland, die Steine
gegen Schulkinder werfen, weil diese zur anderen Konfession gehören
Ich sehe Sie vor mir – im Anflug auf das World Trade Center,
wenige Sekunden vor dem Crash.
Und ich höre Ihr letztes Stoßgebet, während Sie im Begriff
sind, sich selbst und einige Tausend Unschuldige umzubringen: "Allahu akbar
- Gott ist groß!"
Und dann Augen zu und durch –
ins
Paradies .
Das soll ja Ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort sein, wenn man
Ihrem Irrsinn Glauben schenkte.
Ich versuche, es mir vorzustellen:
Jenes mordlüsterne Ungetüm, das Sie Gott nennen, verleiht
Ihnen den Generals-Orden für die Märtyrertat:
"Gut gemacht, Atta! Du hast Kinder umgebracht, Du hast
Frauen und Männer aus Dutzenden Nationen umgebracht, alle Hautfarben, viele Glaubensrichtungen,
auch Glaubensbrüder, alle ahnungslos und wehrlos. Auf Dich, heiliger Krieger,
kann man sich verlassen. Zum
Dank darfst Du ewig jung bleiben und hast freien Zutritt zu meinem Freudenhaus
mit hundert wunderschönen, großäugigen Huris."
Wenn Ihnen an solchen Freuden überhaupt gelegen ist. In
Ihrem Testament
wollten Sie Frauen weder bei Ihrer Beerdigung noch an Ihrem Grab sehen. Eine Sorge,
die Sie in der Tat nicht mehr haben müssen.
Vielleicht vertreiben Sie sich in Ihrem Paradies die Zeit auf einer
(sicheren) Aussichtsplattform. Dort können Sie hinüber in die Hölle blicken,
wo die Ungläubigen schmoren - darunter auch viele Ihrer
Opfer. Ein sadistisches Vergnügen, das Ihr monströser Gott den wahren
Gläubigen in seinem Paradies zusätzlich bereit hält.
Es sind also wahrhaft moralische Visionen, mit denen Sie die
dekadenten, gottlosen Westler überzeugen wollen.
Vor allem uns Deutsche, schließlich haben wir beste
Erfahrungen mit Ihrer Geisteshaltung gemacht.
Was sagte doch Heinrich Himmler,
wie Sie ein finaler Selbstmörder und mordender Judenhasser, seinen
SS-Gruppenführern:
"Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres Kapitel
erwähnen...Ich meine jetzt ... die Ausrottung des jüdischen Volkes....Von euch
werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen,
wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben und
dabei - abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen -
anständig
geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht."
Auch Sie sind sicher "anständig geblieben", als Sie
Ihrem Leitguru und seinem
Leitfaden
folgten. Bestimmt haben Sie viel gebetet, sich vor dem Verlassen des
Hotelzimmers gründlich gewaschen und dann Ihre beste Kleidung getragen.
"Wenn die Arbeit getan ist und alles gut verlaufen ist, werden alle sich die
Hände reichen und sagen, dass dies eine Aktion im Namen Gottes war."
Ja, Herr Atta. Es war eine "Aktion im Namen Gottes",
blutrünstig und böse wie so oft, wenn das Höchste für das Niedrigste herhalten
soll.
"Gott" und wieder "Gott", mit diesem Wort sind die Sätze
Ihrer frommen Glaubenskumpane so gespickt wie die Köpfe damit vernagelt sind.
Ein Ungläubiger wie ich spürt, dass im besten Fall ein
Scheinheiliger spricht und im schlimmsten Fall der Teufel nah ist, wird Gott in
jedem zweiten Satz beschworen.
"Der Fanatismus ist für den Aberglauben, was das Delirium
für das Fieber", sagte
Voltaire vor
über 200 Jahren.
Ihre Kumpane würden ihn und seine Bücher ja noch heute
verbrennen, so wie vor 400 Jahren Ihre inquisitorischen Geistesverwandten in
Rom Giordano Bruno auf den Scheiterhaufen stellten.
Scharia für alle und
immer.
Das vor allem erstaunt mich: wie Sie strebsam studieren und
gleichzeitig religiös delirieren konnten, wie Sie in der Moderne leben konnten
und sie für sich nutzten und gleichzeitig geistig im dunkelsten Mittelalter zu
Hause waren.
Nun hat auch Pol Pot aus seinen Studienjahren in Paris den
Plan zum Steinzeit-Kommunismus für Kambodscha mitgenommen, statt Stadtbau
Killing Fields. Alles ist möglich.
Wenn Sie sich am 11. September 2001 nicht für alle Zeiten
selbst pulverisierten, wenn Ihre mit mörderischem Hass ausgewaschene Seele tatsächlich
noch in irgendwelchen Sphären hausen sollte, dann wird sie, so glaube ich, in
ganz anderer Gesellschaft sein, als von Ihnen erhofft.
"Die beste Gesellschaft, in der man sich befinden kann"
wäre für Sie nämlich keine Gesellschaft von Märtyrern, sondern von Mördern,
bestenfalls von solchen, für die der eingebildete, gute Zweck alle Mittel
heiligt. Quer durch alle Zeiten, Religionen und Ideologien.
Aus jüngerer Zeit könnten Sie dort dem serbischen
Moslem-Mörder Arkan begegnen - ihm und
seinesgleichen gebot übrigens ihr großer "Satan" USA Einhalt. Oder auch dem
israelischen Rechtsradikalen Baruch Goldstein und dem amerikanischen
Rechtsradikalen Timothy Mc Veigh.
Mit diesen zusammen können Sie dann im Sinne Ihres Gurus
ein "gutes, ewiges Leben voller
positiver Werte" führen.
Und auch wenn Sie unter den Toten nicht mit denen vereinigt
sind, zu denen Sie gehören, so ist zu hoffen, dass sich die Gutgesinnten unter
den Lebenden zusammenschließen, ob gläubig oder ungläubig. Nicht gegen Sie persönlich, sondern gegen das,
was Sie verkörpern, egal unter welchen Farben und Fahnen.
Ohne
freundliche Grüße
W. Weller |
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