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Nachdem am 29.06.2001 vom
Bundestag (nur!) mit den Stimmen der rot-grünen Koalition und der FDP
das aus der Nazi-Zeit stammende Rabattgesetz ersatzlos gestrichen wurde,
kann endlich ab dem 1. August grenzenlos um jeden
Preis gefeilscht werden.
Sicherlich ein erster und wichtiger Schritt
hin zu einer modernen Wettbewerbspolitik.
Die alte Kulturtechnik des Feilschens muss
in diesem Land jedoch von der Pike auf neu gelernt werden. Schließlich
haben viele Jahrzehnte staatlicher Überregulierung die Fantasie und auch
das handwerkliche Geschick des sich in Kauf und Konsum selbstverwirklichenden
Deutschen verkümmern lassen.
Folgen Sie daher den im Folgenden
vorgestellten Grundsätzen erfolgreichen Feilschens
und üben Sie die einzelnen Schritte täglich. Reichtum, Ruhm und Glück
werden Ihr Lohn sein!
Achtung:
Unsere 15 Schritte eignen sich zum Teil zwar auch für spontane Aktionen,
zumindest bei größeren Anschaffungen empfiehlt sich aber ein vorausschauendes,
planmäßiges
Vorgehen.
Ausgangssituation:
Heute oder in den vorangegangenen Tagen haben Sie etwas erspäht, was Sie
unbedingt und unbedingt günstig haben möchten.
- Nähern Sie sich dem Verkäufer »en passant«, scheinbar
wie durch Zufall. Auch wenn es Ihnen schwer fällt:
Lassen Sie zu Beginn keinerlei Interesse an dem angebotenen Produkt
erkennen. Fragen
Sie gegebenenfalls nach der Uhrzeit oder lassen Sie sich Feuer geben.
- Mit Blick auf das Produkt erwähnen
Sie beiläufig, dass Sie exakt das Gleiche vor kurzem bei einem anderen
(nicht genannten!) Anbieter gesehen hätten - zu einem Bruchteil des
hier genannten Preises.
- Auch wenn man Ihnen antworten sollte, dass dies völlig ausgeschlossen
sei: Vertreten Sie Ihre Behauptung selbstsicher,
notfalls auch mit aller Härte und Deutlichkeit.
- Sind Sie zu zweit, könnte in diesem Moment Ihr Kumpel hinzukommen
- als scheinbar neutraler Passant. Er wird Ihre Aussage bestätigen und
dabei Stein auf Bein schwören.
Geben Sie dem Verkäufer das Gefühl, dass er ein unanständiger, wuchernder
Halunke sei.
- Mit geübtem Blick werden Sie schnell diverse Mängel an dem Produkt
bemerken. Diese brauchen mit bloßem Auge nicht einmal sichtbar zu sein.
Entscheidend ist allein Ihr Gefühl bzw. Ihre innere
Stimme.
- »Aber da ist nichts, überhaupt nichts!« Solche Verteidigungsversuche
des Verkäufers sollten Sie nicht beirren. Im günstigsten Fall liegen
bei ihm Wahrnehmungsstörungen
vor.
- Lässt der Verkäufer nun erste Anzeichen von Unsicherheit erkennen,
sind Sie auf dem richtigen Weg. Erwähnen Sie beiläufig, dass Sie als
Journalist für verschiedene kritische
Verbrauchermagazine arbeiten.
- Spätestens jetzt sollte Ihr Gegner Ihnen das Produkt mit deutlichem
Preisnachlass anbieten. Bleiben Sie aber hart. Sie sollten keinen Pfennig
zu viel bezahlen.
Folgende Affirmation
hat sich in der Praxis als hilfreich erwiesen: »Dieses Produkt
gehört MIR, dieses Produkt gehört allein MIR.«
- Nach etwa 3 Minuten sollte diese still in sich hineingesprochene und
wiederholte Affirmation zur Gewissheit geworden sein: Das Produkt gehört
jetzt IHNEN!
- Der angebotene Rabatt ist aus diesem Grund für Sie völlig inakzeptabel.
Bleiben Sie dennoch ruhig und versuchen Sie, die schwierige Situation
gütlich zu regeln. Könnten Sie nicht zur wachsenden Zahl von Gerhard
Schröders
Cousins und Cousinen zählen? Jedes Geschäft verweist gerne auf seine
prominenten Kunden.
- Bei einem niedrigpreisigen Produkt sollten Sie nun am Ziel sein: Man
wird es Ihnen gerne kostenlos überlassen.
Bei höher- oder hochpreisigen Produkten müssen Sie eventuell die Schritte
2 und 5 und vor allem 7 und 10 mehrfach wiederholen. Tun Sie dies mit
allem Nachdruck, da Sie aus ethischen Gründen jede unnötige Eskalation
vermeiden wollen.
- Wird man Ihnen die freiwillige Herausgabe IHRES Produktes weiterhin
verweigern, sollten Sie höflich aber bestimmt an Ihre sizilianischen
Freunde erinnern.
Bekanntlich gebietet deren Ehrenkodex, auch den Freunden ihrer Freunde
»Schutz« zu gewähren.
- Was tun, wenn solche gut gemeinten Hinweise auf taube Ohren treffen?
In solchen Fällen hilft leider nur noch eine (möglichst unauffällig!)
mitgeführte Waffe weiter.
(Tipp: Die Beretta
96G Elite ist zwar teuer, gilt aber unter Experten bei Rabattstreitigkeiten
als Standard.)
- Weder Sie noch Ihr Gegenüber haben bislang gegen das (abgeschaffte)
Rabattgesetz verstoßen.
Genau genommen wurden Sie am Ende jedoch durch einen eklatanten Mangel
an Kundenfreundlichkeit
- wider Ihren Willen - zu einem Verstoß gegen das Strafgesetz genötigt!
Beugen Sie daher durch ein umsichtiges Vorgehen (Fluchtwege? Feuerschutz?)
möglichen Risiken vor.
- Zu guter Letzt: Viel Spaß an Ihrem Schnäppchen!
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