Wellers Wahre Worte
   Die Internet - Kolumne  
Juni 2002

Das gepflegte Haustier im Manne

Neueste Erkenntnisse aus Sozialpsychologie und Zoologie weisen den Weg zu einer harmonischen Partnerschaft



Links zum Thema
Das Tier im Manne
Hundesprache
Vorstehhunde
Herrchen erschossen
Du gehörst an die Leine, Paul
Partner Hund: Wesenstest
Wilder hinter Gitter
Mehr zur persönlichen Lebenplanung
Der SPIEGEL berichtete am 27. Mai 2002 über eine in Groß-Britannien durchgeführten Umfrage, deren Ergebnisse die Sozialpsychologie umkrempeln könnten - zumindest soweit es das Verhältnis der Geschlechter betrifft.
"Ziehen Sie einen Mann mit Schnauzer oder ohne Schnauzer vor?"


So mochte bisher eine typische Frage nach den erotischen Präferenzen einer Frau lauten.
Die britische Umfrage - durchgeführt unter Haustierhaltern - verfolgte einen radikaleren, einen geschlechts- und gattungsübergreifenden Ansatz: "Mit wem verbringen Sie Ihre Freizeit lieber? Mit Ihrem Partner oder Ihrem Haustier?"
Schockierend: 45% der Frauen ziehen das Tier vor. Noch schockierender: An stressigen Tagen entspannen sich 86% der Befragten lieber mit Hund oder Katze als mit dem Partner. Es ist zu fürchten, dass eine entsprechende Umfrage in Deutschland zu ähnlichen Ergebnissen käme.
Warum sind so viele Zweierbeziehungen derart auf den Hund gekommen und wie ist dem entgegenzuwirken?
Der britische Psychologe und Tierexperte Glyn Collis stellt dazu fest: "Ein Tier ist scheinbar ein toller Zuhörer. Es antwortet nicht, läuft nicht einfach weg und bleibt immer geduldig - nicht wie ein Mann."
Ein diskreter Fingerzeig für das starke Geschlecht. Sollten wir nicht dem Haustier im Manne mehr Raum geben? Stellen Sie sich vor, Ihre Partnerin hat Ihnen einen köstlichen Braten serviert, räumt gerade den Tisch ab und fragt Sie beiläufig: "Na, Schatz, hat es gut geschmeckt?"
Dann schauen Sie zu ihr auf, aus treuen, dankbaren Augen und statt eines dahingemurmelten "Mmmh, war ganz gut." lassen Sie ein knappes, klares "Wuff, wuff!" verlauten.
Wenige Worte und doch eine deutliche Botschaft, die Ihre Partnerin zu schätzen wüsste.
Und müssen Sie bei einer so liebevollen Versorgung wirklich noch davonlaufen oder Seitensprünge begehen?
Geben Sie Ihrer Partnerin doch zumindest stundenweise ein Gefühl der Treue, ein beruhigendes Wissen , dass Sie auch bei großen Versuchungen und lockenden, fremden Düften nicht von ihrer Seite weichen. Es muss ja keine ganz kurze Leine sein.
Schließlich: Müssen Sie beide jeden Abend nur stubenhockend und fernsehend verbringen? Tun Sie etwas für Ihre Gesundheit, machen Sie einen kleinen, gemeinsamen, meditativen Bummel mit Ihrem Frauchen rund um den Häuserblock, erleichtern Sie sich von allem, was Sie tagsüber drückte.
Vielleicht treffen Sie dabei auf Gleichgesinnte, Sie werden erstaunt sein, welche sozialen Potenziale das Ausbrechen aus dem üblichen Trott in sich birgt.

Als Mann sind Sie von Ihrer Überlegenheit ohnehin tief überzeugt, warum also müssen Sie dies durch Körperhaltung und Körpersprache ostentativ in jedem Moment unter Beweis stellen? Lassen Sie sich doch einmal gehen - und führen, auch auf allen vieren.
Nicht nur Ihre emanzipationsdurstige Gattin, auch Ihr Skelett und vor allem die sonst zu wenig genutzte Armmuskulatur wird Ihnen eine abwechslungsreiche Bewegung danken.
Zu guter Letzt: Nehmen Sie Ihre Gattin endlich ernst, hören Sie ihr aufmerksam zu, ohne gleich besserwisserisch hereinzureden. Statt Streit ernten Sie ein liebevolles Tätscheln und ein Kraulen Ihres verspannten Nackens.


Spüren Sie nun das Haustier im Manne? Ein starkes Gefühl, das Sie nachts nicht leichtfertig preisgeben sollten. Seien Sie kein Weichei und legen sich diesmal nicht in das bequeme, warme Bett. Sie wollen sich doch für den neuen, harten Tag abhärten.
Da eignet sich der Boden und ein einfacher Vorleger besser als jede weiche Matratze.
Aber bleiben Sie in Sicht- und Hörweite Ihrer Partnerin, in einer gesunden, erfüllten Beziehung wollen Sie ihr nicht nur Nähe, Wärme und Zuwendung schenken, sondern natürlich auch Schutz und Geborgenheit: Wuff! Wuff!

 
Weitere Wahre Worte:
Das Haustier im Manne
Für heute reicht's, Herr Heise
Unser Internet soll schöner werden
Tragen Sie Perücke, Herr Schröder?
Stoibers 2. Chance
Die Euro FUCQ
Schily: Karriere als Dressman
Ground Zero: Allahu Akbar
Tina & Rolfis erstes Date
Wollt ihr den totalen Rabatt?
Im Atombunker: Fit for Fun
High Noon in Kathmandu
Vom Recht auf Faulheit und Fäulnis
Stolz! Trittin einig mit Skinhead
Hannibal: Held der Kotzmoderne
Jenseits von 68: Der böse Friederich
Kokain oder Kartoffelsuppe?
Kanzler im Alkoholrausch
Keine Angst vor BSE
Mahler: Hitlers neuer Helfer
Gespräch mit Ranicki & Löffler
WW im Literaturcafe:
Outing: Human Genome Project
Big Brother II: Ein Käfig voller Helden
Neue Liebe & Neuer Markt
Big Brother I: Ich glaub, hier bin ich wichtig
Ich habe Kohl gespendet !
Y2K: What a beautiful noise
Oh Arnie! End of days
Dead man watching
Krass die Verhöhnung, nobel die Versöhnung
Phantasie ist machbar, Herr Nachbar
Sonnenfinsternis I: Nix wie weg
Sonnenfinsternis II: Sofie!
Haste mal'n Kilo Tomaten?
Ich sage nein zum Nein
Weg mit dem Schaltjahr!
Stille Nacht, heilige Nacht
Bill & Hill & Monica: Nie wieder!


Sagen Sie dem Autor die Meinung: Öffentlich im Wahren Wort Wechsel


Copyright 2002, Wilhelm Weller